Die im Folgenden beschriebenen didaktischen Grundsätze werden in unseren Lehr- und Lernmethoden sowie in der Form der Evaluation des Lernprozesses der Studierenden angewendet.
Die Dramatherapie ist eine Fachrichtung der Kunsttherapie.
Das aus dem Griechischen stammende Wort Drama bedeutet Tun. Der handlungs- und erfahrungsorientierte Ansatz der Dramatherapie integriert und verbindet gedankliches, gefühlsmässiges und körperliches Erleben, das für Wachstum und Veränderung erforderlich ist. Dramatherapie ist die bewusste Nutzung der heilenden Aspekte von Drama und Theater als therapeutischer Prozess und mit therapeutischer Absicht. (siehe Was ist Dramatherapie?)
Das „dramatische Spiel“ ist jedem Menschen eigen, da jeder als Kind schon so gespielt und gelernt hat. Kinder erproben und erfahren die Welt im „So-tun-als-ob“, im Schutzraum ihres Spiels.
Das Erfahren und Erproben ungewohnter Handlungen im Schutzraum der „dramatischen Realität“ ermöglicht aus neurologischer Perspektive neue Vernetzungen und die Bahnung der Hirnstrukturen, welche für die Ausbildung von Impulsen und Lernvorgängen von zentraler Bedeutung sind.
Mögliche und „unmögliche“ Lösungen werden spielend improvisiert, wodurch die Kreativität und Ressourcen gefördert werden. Das analoge Spiel mit Phantasiegeschichten zeigt dieselben Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster, wie sie in alltäglichen Situationen entstehen. Die Erfahrung ist real. Der Transfer in den Alltag kann implizit oder explizit erfolgen.
Alle künstlerischen Mittel der Dramatherapie werden auch im Lernprozess der Ausbildung eingesetzt:
Dabei ist die professionelle Beziehung zwischen TherapeutIn und KlientIn stets ein zentraler Aspekt. Die Dramatherapeutin begleitet sowohl den ästhetischen wie auch den psychologischen Prozess.
Die Dramatherapie basiert im Wesentlichen auf einem Menschenbild der Humanistischen Psychologie; sie geht vom Glauben an die innere Stärke des Menschen aus.
Sie geht von der Prämisse aus, dass Menschen dramatische Wesen sind, da dramatische Strukturen unserer mentalen, emotionalen und sozialen Entwicklung zugrunde liegen. Dieser Entwicklungsprozess gestaltet sich in der geteilten Erfahrung, in der realen und imaginären Interaktion und ist bis ans Ende des Lebens nicht abgeschlossen.
Wir orientieren uns an der Salutogenese, der Gesundheitsentstehung nach Aaron Antonovsky, nach dem die Gesundheit nicht als Zustand, sondern als Prozess zu sehen ist.
Das Curriculum dieser Ausbildung basiert auf den Richtlinien der OdA ARTECURA, ehemals KSKV - Konferenz Schweizer Kunsttherapieverbände.
Es wird eine Balance zwischen induktiven Unterrichtsmethoden (Entdecken im Spiel, kreatives Gestalten) und deduktiven Unterrichtsmethoden (Vortrag, Demonstration, Erklärung) angestrebt.
Theorie und Praxis werden den Studierenden über die persönliche Erfahrung vermittelt und miteinander verknüpft. Die Selbsterfahrung ist die primäre Grundlage im erfahrungsorientierten Ansatz der Dramatherapie-Lehre. Sie wird sowohl in der Gruppenarbeit wie auch im Einzelsetting gefordert. Studierende werden in der Reflexion von eigenen Prozessen sowie denen von andern Individuen und Gruppen unterstützt.
Das Allgemeine wird somit zunächst am Einzelfall erkannt. Der künstlerische und kunsttherapeutische Lernprozess entspricht einem induktiven Vorgehen, vom Besonderen zum Allgemeinen. In einem zweiten Schritt wird vom Allgemeinen und von der Theorie ausgegangen, um die Verbindung zu einzelnen Erfahrungen herzustellen (deduktives Vorgehen).
Wir verstehen das Lernen als Prozess der Selbstorganisation des Wissens. Das vorhandene Potenzial kann sich entfalten und wird weiterentwickelt.
Wissenserwerb verläuft individuell unvorhersehbar auf dem Hintergrund unterschiedlicher Biographien und ist Zeit Lebens nicht abgeschlossen. Wissenserwerb kann nicht determiniert, sondern nur unterstützt und gelenkt werden, da Wissen selbstorganisierend und emergent ist.
Wir unterstützen unsere Studierenden im Erwerb von Wissen, das vernetzt und daher produktiv, flexibel und fachübergreifend transferfähig ist.
Unser Curriculum wird durch ein international zusammengestelltes Kernteam gestaltet. Die Dozentinnen bringen ihre vielseitigen Erfahrungen im Aufbau von Dramatherapie-Ausbildungen, im Dozieren, in der Praxis und Theorieentwicklungen aus verschiedenen Ländern ein. Brigitte Spörri Weilbach (Schweiz) als Initiantin und Leiterin der Ausbildung in Zusammenarbeit mit Dr. Susana Pendzik (Argentinien/Israel) und Lucy Newman (Schottland/franz. Schweiz).
Ein internationales Team von GastdozentInnen ergänzt das Kernteam in verschiedenen Fächern der Drama- und Kunsttherapie sowie des Theaters:
Prof. Mooli Lahad (Israel), Doris Müller-Weith (Deutschland/Schweiz), Elisabeth Haefeli (Schweiz), Salvo Pitruzella (Italien), Galila Oren (Israel), Anna Seymour (England), Stefan Koch-Spinnler (Schweiz), Christian Dauwalder (Schweiz), u.a.
Wir nutzen die Mehrsprachigkeit des internationalen DozentInnen-Teams (Deutsch, Englisch und Französisch) im Unterricht als praktisches Übungsfeld für kulturübergreifendes Lernen und Arbeiten. Zur Unterstützung im sprachlichen Ausdruck und für Verständnisfragen wird in den Seminaren Übersetzungshilfe angeboten. Deutsche Wortmeldungen werden ins Englische/Französische übersetzt. Schwierigkeiten im sprachlichen Ausdruck werden insbesondere mit der Hilfe von dramatherapeutischen Techniken überbrückt.
Der Praxistransfer wird ab dem zweiten Ausbildungsjahr grundsätzlich in allen Seminaren in Übungseinheiten unterstützt.
Speziell für den Praxistransfer konzipiert sind die Einheiten Integrationstag und Praxiswerkstatt, welche der Anwendung der Dramatherapie und der Verbindung von Theorie und Praxis dienen.
Das wiederholte Üben, das Erproben der Rolle der TherapeutIn ist
ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung.
Wir legen grossen Wert auf eine ‚fehlerfreundliche‘ Lernatmosphäre und eine konstruktive Feedback-Kultur; beides kann den Lernprozess wesentlich unterstützen. Teilnehmende erwerben sowohl fachspezifische wie auch persönliche Kompetenzen, welche für die Rolle der DramatherapeutIn erforderlich sind.
Die Studierenden treffen sich zwischen den Seminaren in lokalen Lerngruppen für das Literaturstudium oder die Vor- und Nachbereitung der Seminare. Sowohl die Arbeit in Lerngruppen als auch die individuelle Selbstlernzeit und die Projektarbeit sind integraler Bestandteil der Ausbildung.
Die Studienleitungen der deutschen und französischen Schweiz gestalten die Verbindungen und die Übergänge zwischen den Seminaren einerseits und den beiden Sprachgruppen andererseits. Sie sorgen für den roten Faden im Lernprozess und sind nebst den Dozierenden die primären Ansprechpersonen für die Studierenden.
Die Absolventinnen und Absolventen des Lehrgangs
In Ergänzung zum vorliegenden Lehrgang absolvieren Studierende - je nach Grundausbildung - zusätzliche Grundlagenseminare (Niveau 3). Grundlagenseminare können vor, während oder nach dem Lehrgang besucht werden.